Im Jahr 2019 wurden in der Schweiz auf 82’088 Hektaren Brotgetreide angebaut – davon 10,5 Prozent nach den Anforderungen für den Biolandbau. In den letzten sieben Jahren konnte dieser Anteil beinahe verdoppelt werden. Zwischen 2013 und 2019 erhöhte sich die Bio-Anbaufläche für Brotgetreide von rund 4’765 auf knapp 8’611 Hektaren, was einem Plus von 81 Prozent entspricht.


Steigende Produktionsmengen bei Bio-Getreide
Mit der Zunahme der Anbauflächen erhöhte sich ebenfalls die Inlandproduktionsmenge an Bio-Brotgetreide. 2013 wurden in der Schweiz 12'627 Tonnen Bio-Brotgetreide produziert. Bis 2019 wurde diese Menge mehr als verdoppelt und erreichte einen Höchstwert von 26’341 Tonnen. Im Verhältnis zur gesamten Inlandproduktion von Brotgetreide beträgt der Bio-Anteil rund 6 Prozent, der Bio-Flächenanteil hingegen 10,5 Prozent. Damit zeigt sich, dass der wesentlich extensivere Bio-Brotgetreide Anbau geringere Erträge erzielt.
Hoher Bio-Anteil beim Importgetreide
Die Zunahme der Inlandproduktion von Bio-Brotgetreide führte zu einem Rückgang der Importmengen. Insgesamt haben die Getreideimporte des Zollkontingents Nr. 27 (ZK Nr. 27) in den letzten drei Jahren stark abgenommen. Wurden im Jahr 2017 im vorübergehend von 70'000 auf 100’000 Tonnen erhöhten Zollkontingent noch 99’447 Tonnen Brotgetreide importiert, so waren es im Jahr 2019 nur noch 41’297 Tonnen. Auffällig ist dabei, dass hauptsächlich noch Bio-Getreide importiert wurde. Insgesamt nahm auch die Importmenge von Bio-Getreide von 42’282 Tonnen im Jahr 2017 auf 25’240 ab, im Vergleich zum konventionellen Brotgetreide jedoch weniger stark. Der Importrückgang ist auch auf sehr gute Brotgetreideernten der vergangenen Jahre zurückzuführen. Im Jahr 2019 waren 81 Prozent des importierten Bio-Getreide Bio-Weichweizen, 13 Prozent war Bio-Dinkel, 6 Prozent Bio-Roggen.

Geringerer Selbstversorgung beim Bio-Brotgetreide
In den letzten drei Jahren erhöhte sich der Selbstversorgungsgrad beim Bio-Brotgetreide von 30,4 Prozent im 2017 auf 51,1 Prozent im 2019. Der Selbstversorgungsgrad des konventionell angebauten Brotgetreides ist mit 88 Prozent im Vergleich zum Bio-Brotgetreide deutlich höher. Die Inlandproduktion plus die Importe innerhalb des ZK Nr. 27 ergeben nur eine unvollständige Bilanz. Wie im Agrarbericht 2020 dargelegt, werden ausserhalb des Zollkontingents Nr. 27 erhebliche Mengen Weichweizen importiert. Davon gelangen grössere Mengen auf den Brotgetreidemarkt, auch in Bioqualität. Von den rund 51'581 Tonnen Bio-Brotgetreide gehen sieben bis zehn Prozent in Form von Mehl in den Schweizer Detailhandel.

Zunehmender Bio-Mehlabsatz im Detailhandel
In den vergangenen drei Jahren hat sich der Bio-Mehlmarkt im Schweizer Detailhandel positiv entwickelt. Jährlich konnte der Anteil des Absatzes von Bio-Mehl leicht gesteigert werden. Die nachfolgende Analyse der Mengen- und Umsatzentwicklung von Mehl im Schweizer Detailhandel der letzten drei Jahre basieren auf Daten des Marktforschungsunternehmens Nielsen. Als Jahr wird dabei der 12-Monatszeitraum von November 2019 bis Oktober 2020 betrachtet, was als Moving Annual Total (MAT Oktober 2020) bezeichnet wird. Im MAT Oktober 2018 wurden 2’695 Tonnen Bio-Mehl verkauft. Im MAT Oktober 2020 konnte dieser Wert um über 2’000 Tonnen auf 4’767 Tonnen erhöht werden, was einer Zunahme um 76,9 Prozent entspricht. Damit stieg der Absatzanteil an Bio-Mehl von 10 Prozent auf 12,6 Prozent. Bei den einzelnen Bio-Mehlsorten gibt es allerdings grosse Unterschiede: Mit Abstand den grössten Bio-Anteil von beinahe 80 Prozent verzeichnet das Knöpflimehl. Der Grund dafür ist unter anderem auch, dass in einigen Detailhandelskanälen nur noch Bio-Knöpflimehl erhältlich ist. Hingegen beläuft sich der Marktanteil von Bio-Weissmehl bei etwa 4 bis 5 Prozent. Mengenmässig machen die Bio-Weissmehl-Absätze ein Vielfaches der Knöpflimehl-Absatze aus. Anders sieht es beim Bio-Ruchmehl aus: Dieses konnte im Betrachtungszeitraum der letzten drei Jahre den Bio-Anteil verdoppeln – so macht der Bio-Anteil mittlerweile 18,2 Prozent aus (MAT Okt 18: 9,1 Prozent).
Das überproportional starke Wachstum beim Absatz von Mehl im MAT Oktober 2020 gegenüber der selben Vorjahresperiode lässt sich im Wesentlichen auf den COVID-19 bedingten Lockdown zurückführen. Vor allem zu Beginn der Pandemie im März stiegen die Verkäufe der meisten Mehlsorten im Schweizer Detailhandel stark an, weil die Konsumentinnen und Konsumenten, insbesondere für länger haltbare Produkte, Vorräte anlegten (vgl. Sonderberichte des Fachbereichs Marktanalysen des BLW).
Aber nicht nur, denn auch schon im Vorjahr konnte der Absatz von Bio-Mehl im Schweizer Detailhandel um 13,2 Prozent zulegen. Damit kann von einem generellen Wachstumstrend bei Bio-Mehl ausgegangen werden.
Betrachtet man im 2020 die monatlichen Weissmehl Absatzwerte einer Durchschnittswoche, so wird deutlich, dass der Absatz von Bio-Weissmehl in sämtlichen Monaten des Jahres 2020 deutlich über Vorjahr lag. Während des Lockdowns im März verdoppelte sich der Absatz von Bio-Weissmehl und lag auch im April mit 184 Prozent deutlich über dem entsprechenden Vorjahresmonat. In den letzten Monaten ist es zu einer Annäherung zu den Vorjahreswerten gekommen, jedoch lagen die Werte in allen Monaten des Jahres 2020 über den Vorjahreswerten. Ein Vergleich der Entwicklungen der Bio- mit den konventionellen Absätzen macht deutlich, dass der Absatz von Bio-Weissmehl insgesamt stärker gewachsen ist als jener des konventionellen Weissmehls.

Bio-Weissmehl mehr als doppelt so teuer wie konventionelles
Konsumentinnen und Konsumenten haben im Betrachtungszeitraum November 2019 bis Oktober 2020 für rund 16,7 Mio. CHF Bio-Mehl im Schweizer Detailhandel eingekauft. Dabei sind Weissmehl und Dinkelmehl die umsatzstärksten Bio-Mehlsorten. Umsatzmässig ist der Bio-Anteil deutlich höher als beim Absatz. So wurden im MAT Oktober 2020 im Schweizer Detailhandel 23,3 Prozent des gesamten Mehl-Umsatzes mit Bio-Mehl gemacht. Dies ist auf den deutlich höheren durchschnittlichen Verkaufswert pro Kilogramm Bio-Mehl zurückzuführen. Insbesondere die absatzstärkste Mehlsorte, das Bio-Weissmehl, hat einen durchschnittlichen Verkaufswert, der im MAT Oktober 2020 109 Prozent höher war als jener des konventionellen Weissmehls. Über alle Mehlsorten betrachtet, lag der durchschnittliche Verkaufswert pro Kilo Bio-Mehl im MAT Oktober 2020 85 Prozent höher als jener der konventionellen Sorten. Der deutlich höhere Verkaufswert von Bio-Weissmehl ist auch damit zu erklären, dass im Bereich des konventionellen Weissmehls eine beträchtliche Menge im Tiefpreissegment abgesetzt wird, was den Verkaufswert insgesamt senkt.
Die zukünftige Entwicklung des biologischen Brotgetreideanbaus in der Schweiz wird im Wesentlichen von der Entwicklung der Nachfrage nach Bio-Brot- und -Backwaren und Bio-Mehl abhängen.

Methodik
Bei den Preisen handelt es sich um Unit Values, d.h. Durchschnittspreise von verschiedenen Artikeln einer Produktkategorie, z.B. Weissmehl. Steigt beispielsweise der Unit Value von Weissmehl, kann dies bedeuten, dass die Preise der verschiedenen Weissmehlartikel gestiegen sind und/oder dass mehr höherpreisige bzw. weniger tieferpreisige Weissmehl-Produkte verkauft wurden.
Weiterführende Informationen
Letzte Änderung 15.12.2020
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