Nachfolgend häufig gestellte Fragen rund um die Versorgungslage der Schweiz mit ausgewählten Produktions- und Lebensmitteln.
Futtermittel
Die Produktion von Raufutter deckt 97% und Kraftfutter 40% des inländischen Bedarfs ab.
Weitere Einzelheiten finden Sie hier: Gesamt-Futtermittelbilanz (Tabelle 4.6) und Tab. 4.7 SBV.
Futtergetreide Importe 2021 (Hauptfuttergetreide-Arten)
Handelspartner |
Import (Menge in Kg) |
---|---|
Frankreich |
128'409'653 |
Deutschland |
93'633'230 |
Rumänien |
3'326'815 |
Österreich |
2'843'196 |
Serbien |
2'390'352 |
Ungarn |
2'177'539 |
Tschechien |
858'690 |
Italien |
189'827 |
Litauen |
51'820 |
Belgien |
1'000 |
Handelspartner |
Import (Menge in Kg) |
---|---|
Deutschland |
22'028'181 |
Frankreich |
15'852'132 |
Slowakei |
4'692'710 |
Tschechien |
1'818'690 |
Ungarn |
1'518'030 |
Österreich |
793'165 |
Serbien |
124'760 |
Rumänien |
48'860 |
Belgien |
3'550 |
Kanada |
589 |
Polen |
500 |
Handelspartner |
Import (Menge in Kg) |
---|---|
Deutschland |
14'857'920 |
Tschechien |
4'646'702 |
Frankreich |
2'604'050 |
Schweden |
2'180'165 |
Finnland |
997'778 |
Litauen |
429'374 |
Österreich |
125'049 |
Slowakei |
96'140 |
Polen |
51'000 |
Belgien |
1'573 |
Niederlande |
35 |
Ungarn |
15 |
Handelspartner |
Import (Menge in Kg) |
---|---|
Frankreich |
88'420'447 |
Deutschland |
27'641'763 |
Rumänien |
17'157'010 |
Ungarn |
15'447'050 |
Polen |
1'351'170 |
Österreich |
1'303'264 |
Italien |
618'703 |
Tschechien |
467'348 |
Niederlande |
14'437 |
Belgien |
2'048 |
Portugal |
1'550 |
China |
98 |
Weitere Angaben siehe auch: Gesamt-Futtermittelbilanz SBV
Dünger
Die in der Schweizer Landwirtschaft eingesetzten Hof- und Recyclingdünger fallen nahezu ausschliesslich in der Schweiz an.
Bei Mineraldüngern ist die Schweiz vom Ausland abhängig. 23% des in der Schweizer Landwirtschaft eingesetzten Stickstoffes stammen von Mineraldüngern.
Sämtliche Mineraldünger auf dem Schweizer Markt müssen importiert werden, da es seit 2018 keine inländische Produktion mehr gibt. Die Einfuhr von Hofdünger oder sonstigen organischen Düngern ist vernachlässigbar.
Insgesamt wurden im Jahr 2021 341’230 Tonnen Dünger in die Schweiz importiert. Es sind die folgenden fünf Länder, die am meisten Dünger in die Schweiz exportiert haben. Diese Reihenfolge war in den letzten drei Jahren sehr beständig.
- Deutschland: 49.3%
- Niederlande: 17.8%
- Belgien: 8.8%
- Frankreich: 7.7%
- Russland: 7.3%
- Rest der Welt: 9.1%
Es werden hauptsächlich Stickstoff- und Mehrnährstoffdünger importiert. 2021 waren es ungefähr 210'000 Tonnen Stickstoffdünger.
Für das laufende Jahr haben die Landwirte und Landwirtinnen bereits die Bestellungen bzw. den Kauf von Mineraldünger getätigt.
Die Situation auf dem Dünger-Markt ist bereits seit längerem angespannt. Die Gründe dafür sind vielfältig. Als Reaktion hat das WBF genehmigt, die Pflichtlager für Stickstoffdünger freizugeben.
2021: Total der Mineraldüngerimporte in die Schweiz aus Russland: ca. 7 %
2021: Total der Mineraldüngerimporte in die Schweiz aus der Ukraine: 0.07 %
2021: Total der Mineraldüngerimporte in die Schweiz aus Belarus : 0.32%
2021: 60% der in die Schweiz importierten Mineraldünger waren Stickstoffdünger, wovon ungefähr 7% aus Russland stammten.
Getreidemarkt
Getreide zur menschlichen Ernährung (Importe 2021)
Handelspartner |
Import (Menge in Kg) |
---|---|
Kanada |
43'316'592 |
Frankreich |
8'695'377 |
Ungarn |
6'012'193 |
Spanien |
2'694'178 |
Italien |
2'531'670 |
Slowakei |
2'330'179 |
Österreich |
1'292'236 |
Bulgarien |
224'552 |
Deutschland |
450 |
Belgien |
250 |
Handelspartner |
Import (Menge in Kg) |
---|---|
Deutschland |
30'662'359 |
Österreich |
24'151'367 |
Frankreich |
11'695'145 |
Ungarn |
4'671'287 |
Slowakei |
4'412'080 |
Ukraine |
2'459'116 |
Rumänien |
1'863'515 |
Argentinien |
1'237'202 |
Tschechien |
1'014'971 |
Serbien |
140'977 |
Italien |
50'356 |
Kroatien |
47'880 |
Litauen |
25200 |
Polen |
24'520 |
Kanada |
21'175 |
Handelspartner |
Import (Menge in Kg) |
---|---|
Österreich |
822'257 |
Serbien |
198'288 |
Tschechien |
167'713 |
Deutschland |
153'113 |
Ukraine |
65'769 |
Handelspartner |
Import (Menge in Kg) |
---|---|
Frankreich |
8'163'822 |
Deutschland |
265'085 |
Ukraine |
109'200 |
Handelspartner |
Import (Menge in Kg) |
---|---|
Finnland |
12'261'125 |
Deutschland |
4'954'845 |
Österreich |
2'293'252 |
Schweden |
1'502'126 |
Tschechien |
1'378'720 |
Serbien |
328'820 |
Ukraine |
196'952 |
Handelspartner |
Import (Menge in Kg) |
---|---|
Italien |
2'688'051 |
Österreich |
228'165 |
USA |
287'274 |
Deutschland |
12'799 |
Frankreich |
690'279 |
Vereinigtes Königreich |
4'508 |
Peru |
4'075 |
Produktion
Die landwirtschaftliche Produktion ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Dazu gehören die Energie- und Düngerpreise, sowie Logistikkapazitäten. Mit dem Krieg in der Ukraine hat sich eine in gewissen Regionen bereits angespannte Lage nochmals verschärft. So sind die Dünger- und Energiepreise nochmals gestiegen. Zudem leidet der internationale Logistiksektor an den Folgen der aktuellen Covid-19 Pandemie. Es ist deshalb international mit grossen Auswirkungen auf die Nahrungsmittelversorgung und -preise zu rechnen. 26 Länder importieren gemäss der FAO mindestens 50% ihres Weizenbedarfs aus Russland und der Ukraine und sind besonders von den kriegerischen Ereignissen betroffen.
Die ersten Einschätzungen der neuen Ernte 2022/23 deuten gemäss FAO auf einen jährlichen Anstieg bei der Weizenproduktion hin. Der grösste Teil dieses Wachstums wird voraussichtlich in Nordamerika geschehen. Zudem haben sich die Ernteaussichten in Argentinien verbessert.
Die FAO geht davon aus, dass die Störungen im Handel mit Sonnenblumenöl zu einer Substitution durch andere Pflanzenöle führen wird. Gemäss dem US-Landwirtschaftsdepartement USDA sind die wichtigsten Abnehmer der ukrainischen/russischen Sonnenblumenproduktion Indien und die EU. Es wird vorausgesagt, dass das geringere Angebot an Sonnenblumenprodukten auf diesen Märkten durch höhere Sojaölimporte für Indien und Rapsimporte für die EU ausgeglichen werden könnte.
Insgesamt rechnet die FAO damit, dass die wegen des starken und plötzlichen Rückgangs der Getreide- und Sonnenblumenexporte aus der Ukraine und Russland verursachten Ausfälle in 2022/23 nur teilweise durch alternative Quellen ersetzt werden können.
Die im letzten Herbst gesäten Kulturen entwickelten sich gut und die Aussaatbedingungen bis Anfang April waren günstig. Produktionsmittel zur Absicherung der Ernten 2022 wie Saat- und Pflanzgut, Pflanzenschutzmittel und Dünger sind grösstenteils beschafft. Unter günstigen Witterungsbedingungen bis zur Ernte können im Pflanzenbau gute bis sehr gute Erträge erwartet werden. Im Pflanzenbau steigen die Produktionskosten insbesondere wegen höheren Preisen für Dünger und Energieträger, in der Tierhaltung vor allem wegen teureren Futtermitteln und Energieträgern.
Die Versorgung der Schweiz mit lebenswichtigen Produktions- und Nahrungsmitteln ist sichergestellt, weshalb derzeit keine Massnahmen ergriffen werden. Die wirtschaftliche Landesversorgung WL ist zuständig für die Versorgung mit lebenswichtigen Gütern und Dienstleistungen im Fall von schweren Mangellagen, denen die Wirtschaft nicht selber zu begegnen vermag. Das Bundesamt für Landwirtschaft arbeitet Hand in Hand mit der wirtschaftlichen Landesversorgung WL zusammen, um die verschiedenen Entwicklungen auf den Agrarmärkten zu beobachten, zu evaluieren und mögliche Schritte zu prüfen. Die Lagebeurteilung der wirtschaftlichen Landesversorgung WL wird regelmässig aktualisiert.
Die Europäische Kommission hat am 23.3.2022 eine Reihe von Massnahmen zur Verbesserung der weltweiten Ernährungssicherheit und zur Unterstützung der Landwirtinnen und Landwirte sowie der Konsumentinnen und Konsumenten in der EU (netto Exporteur) angesichts steigender Nahrungsmittelpreise und Kosten für Betriebsmittel wie Energie und Düngemittel vorgelegt. Die nachfolgenden Ausführungen sind nicht abschliessend:
- Um Lebensmittel erschwinglicher zu machen, können Mitgliedstaaten unter anderem ermässigte Mehrwertsteuersätze erlassen und Wirtschaftsbeteiligte dazu veranlassen, den Anstieg der Verbraucherpreise möglichst gering zu halten.
- Der EU-Agrarsektor soll unter anderem mit einem Hilfspaket von 500 Mio. Euro unterstützt werden. Dabei sind auch Massnahmen zur Marktstützung des Schweinefleisch-Sektors geplant. Das Massnahmenpaket beinhaltet weiter eine aussergewöhnliche und befristete Ausnahmeregelung, um die Erzeugung von Nahrungs- und Futtermittelpflanzen auf Brachflächen zuzulassen und gleichzeitig die Ökologisierungszahlungen in vollem Umfang beizubehalten. Weiter sollen Einfuhrvorschriften für Futtermittel dazu beitragen, den Druck auf den Futtermittelmarkt zu verringern.
Die Schweiz ist mit einem Selbstversorgungsgrad von rund 50 % (netto) eine Nettoimporteurin von Lebensmitteln. Aufgrund der gegenwärtigen Situation sind folgende Massnahmen eingeleitet worden:
- Die Zollabgaben für Brotgetreide und Futtermittel sind in Übereinstimmung mit den gesetzlichen Bestimmungen mehrmals herabgesetzt worden, um den steigenden Preisen auf den internationalen Märkten Rechnung zu tragen. Dadurch ist der Preisanstieg bei diesen Produkten auf dem Schweizer Markt grösstenteils kompensiert worden.
- Die Pflichtlager für Stickstoffdünger sind freigegeben worden.
Im Gegensatz zur Europäischen Union sind die Anforderungen betreffend Brachflächen (weniger als 1 % der Ackerfläche) nicht geändert worden. Zur gegebenen Jahreszeit waren die Möglichkeiten ihrer Nutzung für den Anbau ungewiss, und ihr Beitrag zur Produktion von Lebensmitteln zur menschlichen Ernährung wäre unbedeutend. Zudem kann auf einem Teil der Biodiversitätsförderflächen auf Ackerflächen auch ohne Änderung der rechtlichen Grundlagen wieder produziert werden.
Mit dem heutigen Produktionsportfolio erreicht die Schweiz einen Bruttoselbstversorgungsgrad mit Nahrungsmitteln von 57 Prozent und einen Nettoselbstversorgungsgrad von rund 50 Prozent.
Tierische Erzeugnisse, insbesondere Milch und tierische Fette, weisen den höchsten SVG auf. Milch und Milchprodukte produzierte die Schweiz im Jahr 2020 mehr, als sie selbst verbrauchte (112%). Bei Fleisch betrug der Anteil der einheimischen Produktion 84%, bei Fisch 2%. Den Bedarf an Früchten deckt die Schweizer Landwirtschaft zu einem Viertel selbst, bei Eiern und Gemüse ist es rund die Hälfte. Durchschnittlich deckt die Inlandproduktion von Brotgetreide und Kartoffeln den Bedarf zu 85%, von Zucker zu 60% und von Pflanzenölen zu rund 25%. Hartweizen und Reis wird zum allergrössten Teil importiert. Die Produktion von Raufutter deckt 97% und Kraftfutter 40% des inländischen Bedarfs.
Weitere Informationen: Grafiken zur Schweizer Landwirtschaft von Agristat
In der Schweiz wurde die landwirtschaftliche Nutzfläche 2020 von gut 1 Mio. ha folgendermassen genutzt: 601'000 ha als Naturwiesen, 21'000 ha als Reben und Obstanlagen sowie 402’000 ha als Ackerfläche. Auf der Ackerfläche wurden rund 239'000 ha bzw. 60 % für die Futtermittelproduktion (Kunstwiesen, Mais und Futtergetreide) verwendet.
Eine Erhöhung des Selbstversorgungsgrads in der Schweiz liesse sich realisieren, wenn vermehrt Erzeugnisse zur direkten menschlichen Ernährung produziert werden und die Futtermittelproduktion und tierische Produktion reduziert würden. Agroscope hat 2020 im Auftrag des Bundesamtes für wirtschaftliche Landesversorgung mit dem Modellsystem DSS-ESSA die Potenziale der inländischen Produktion analysiert. Der Bericht «Ernährungspotenzial der landwirtschaftlichen Kulturflächen» wurde publiziert (www.bwl.admin.ch – Themen – Lebensmittel – Nahrungsmittel – Anbauoptimierung) und zeigt, dass der minimale Nahrungsmittelbedarf der Bevölkerung gedeckt werden könnte. Die Versorgung in der Schweiz würde sich aber stark von den heutigen Konsumgewohnheiten unterscheiden, sowohl betreffend der Zusammensetzung der Nahrungs¬ration (beispielsweise Verzicht auf Teigwaren, Reis und Bier sowie deutlich geringerer Fleischanteil) als auch der Qualität (hoher Anteil an Kohlenhydraten, deutliche Abnahme vor allem der pflanzlichen Fette).
Die Nutzung dieser Potenziale wird jedoch eingeschränkt, weil kurzfristig nicht in allen Produktebereichen genügend Verarbeitungskapazitäten vorhanden sind. Die grössten Einschränkungen in der Verarbeitung sind bei einer massiven Ausdehnung der Anbauflächen von Zuckerrüben, Kartoffeln und Ölsaaten zu erwarten, weil die Lagerfähigkeit dieser Rohstoffe relativ begrenzt ist. Zudem wäre bei gewissen Produktionsmitteln wie Saatgut oder Dünger zumindest kurzfristig mit Engpässen zu rechnen.
Lagebeurteilung der wirtschaftlichen Landesversorgung
Die wirtschaftliche Landesversorgung WL - mit dem BWL als ihrem Stabsorgan - ist für die Versorgung mit lebenswichtigen Gütern und Dienstleistungen im Fall von schweren Mangellagen, denen die Wirtschaft nicht selber zu begegnen vermag, zuständig.
Die aktuellen Analysen finden Sie hier: Versorgungslage (admin.ch)
Letzte Änderung 01.04.2022