Dem Bundesamt für Landwirtschaft stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, um innovative Projekte der Landwirtschaft, z.B. in Zusammenhang mit einem reduzierten Antibiotikaeinsatz, finanziell zu unterstützen. Die Teilnahme von Bäuerinnen und Bauern bei der Umsetzung innovativer Projekte ist freiwillig.
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Mittels Ressourcenprojekte können neue Ansätze getestet werden, wie die landwirtschaftlichen Ressourcen (z.B. Boden) effizienter genutzt werden können.
Mit der Verordnung über die Förderung von Qualität und Nachhaltigkeit in der Land- und Ernährungswirtschaft (QuNaV) können innovative Projekte mit Finanzhilfen unterstützt werden, die einen Mehrwert in den Bereichen Nachhaltigkeit oder Qualität bieten und die landwirtschaftliche Wertschöpfung langfristig erhöhen. Ziel der QuNaV ist die Förderung von Innovation in der Land- und Ernährungswirtschaft zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit.
Dort wo die wissenschaftlichen Grundlagen fehlen, können diese in Rahmen von Forschungsprojekten unterstützt werden.
Es ist das Ziel des Projekts, den traditionell und marktregulatorisch wichtigen Produktionszweig der Aufzucht und Mast von Rindern nachhaltig zu stärken. Die Verbesserung der Tiergesundheit ist dafür von zentraler Bedeutung. Mit der Etablierung eines Kälbergesundheitsdienstes auf Initiative der Produzenten soll ein Paradigmenwechsel eingeleitet werden, um die gegenwärtig praktizierte Gruppen- und Einzelbehandlung kranker Tiere mehr und mehr zu ersetzen durch eine flächendeckende systematische Bestandesbetreuung mit Hilfe von Evidenzbasierten Präventionskonzepten.
Die Reduzierung der ökonomischen Einbussen der Produzenten infolge akuter bzw. chronischer Erkrankungen sowie Todesfällen bei Kälbern soll die Wirtschaftlichkeit im Kälberbereich signifikant verbessern, zu einem höheren Tierwohl führen und den gesamtgesellschaftlich kritischen Einsatz von Antibiotika in der Aufzucht und Mast von Kälbern bzw. Rindern innerhalb von 6 Jahren um mindestens 50 % vermindern. Auf diese Weise gilt es, eine tiergerechte, gesellschaftlich anerkannte und damit langfristig ökonomisch tragfähige Grundlage für die Kälber- und Munimast in der Schweiz zu schaffen.
Gesunde Klauen sind eine Voraussetzung für das Wohlbefinden des Tieres, aber auch für den Erhalt der Produktivität und damit der Rentabilität des Betriebs. Die natürliche Abnutzung der Klauen ist bei steigender Anzahl Tieren im Stall nicht mehr gewährleistet, was zu veränderten Belastungen führt und Klauenerkrankungen und Lahmheiten begünstigt. Klauenerkrankungen sind nach Fruchtbarkeitsproblemen und Eutererkrankungen die dritthäufigste Ursache für Milchkuhabgänge in der Schweiz.
Das Projekt «Gesunde Klauen» mit einer Laufzeit von 6 Jahren (2019 bis 2024) wird vom BLW als Ressourcenprojekt gefördert und basiert auf der Zusammenarbeit zwischen Tierhalterinnen und Tierhaltern, Klauenpflegerinnen und Klauenpflegern sowie Tierärztinnen und Tierärzten. Ziel des Projekts ist es, die Klauenpflege zu fördern, um den Einsatz von Antibiotika zu reduzieren und die Langlebigkeit der Milchkühe und damit die Rentabilität des Betriebs durch die systematische und digitalisierte Erfassung von Daten zur Klauenpflege und -gesundheit zu erhöhen. Auf diese Weise können Klauenprobleme erkannt und gezielt behandelt werden, und die gesammelten Daten bilden die Grundlage für die Entwicklung von Klauengesundheits-Zuchtwerten. In Zukunft werden diese Zuchtwerte eine gezielte Zucht ermöglichen, bei der Tiere selektiert werden, die weniger Klauenproblemen haben.
Kometian ist seit Januar 2012 aktiv. Über ein Dutzend Tierärztinnen und - ärzte mit anerkannter Weiterbildung in Komplementärmedizin sowie Tierheilpraktikerinnen und -praktiker mit ausgewiesener Ausbildung in Komplementärmedizin stellen die telefonische Unterstützung von Rat suchenden Nutztierhalterinnen und -haltern rund um die Uhr sicher. Kometian wird seit 2016 mit einem Ressourcenprojekt unterstützt, weiterentwickelt und die Wirkung der Beratung wissenschaftlich evaluiert.
Mit seinem komplementärmedizinischen Beratungsdienst für Landwirte trägt Kometian zur Reduktion des Antibiotikaeinsatzes bei und ist so ein wichtiger Akteur im Rahmen der Strategie Antibiotikaresistenzen StAR.
Die Organisation «Nutztiergesundheit Schweiz», die 2020 von den nationalen Organisationen der Tierhalter, Tierzüchter und Viehhändler gemeinsam mit den Tierärzten, der Vetsuisse-Fakultät und der Vereinigung der Schweizer Kantonstierärztinnen und Kantonstierärzte gegründet wurde, hat zum Ziel, die Gesundheit der Nutztiere zu stärken und die Nachhaltigkeit der Tierproduktion in der Schweiz zu verbessern. Die Organisation soll die Koordination sicherstellen, insbesondere durch die Förderung des Dialogs zwischen den verschiedenen Akteurinnen und Akteuren, um die Synergien zur Erreichung der strategischen Ziele besser zu nutzen. Dazu gehören die Unterstützung von Behörden bei präventiven Massnahmen, die Sammlung, Aufbereitung und Verbreitung von Informationen zur Tiergesundheit, die Schaffung von Austauschplattformen für die verschiedenen Akteurinnen und Akteure, die sich für die Tiergesundheitsförderung engagieren, sowie die Entwicklung von Lösungen für spezifische Fragestellungen und die Herausforderungen hinsichtlich Digitalisierung, und das immer in Zusammenarbeit mit den verschiedenen Partnern.
Im Jahr 2017 wurde im Kanton Tessin ein Pilotprojekt gestartet. Das Leitziel des Vorhabens ist die Reduktion des Antibiotikaverbrauchs, die Verbesserung der Milchqualität und die Minderung der Betriebskosten mittels Tilgung der Mastitis-Fälle, die bei Milchkühen im Kanton Tessin durch Staphylococcus aureus Genotyp B hervorgerufen werden. Dieser ansteckende Mastitis-Erreger ist stark euterassoziiert und kann über Melkanlagen von Kuh zu Kuh übertragen werden. Mittels Sanierungsmassnahmen sollen betroffene Betriebe eine Infektionsprävalenz von 0 erreichen. Das Projekt hat eine Sanierung im ganzen Kanton Tessin zum Ziel.
Die getroffenen Massnahmen haben etwa zwei Jahre zu einer erfolgreichen Eradikation des Keims Staphylococcus aureus Genotyp B im Kanton Tessin geführt.
Die Erfassung des Antibiotikaeinsatzes pro Schweinmastbetrieb ermöglicht es den Tierhaltern aufzuzeigen, wo sie im Vergleich mit dem Durchschnitt aller Betriebe stehen. Es wurde schon mehrfach gezeigt, dass dieses Wissen die Mäster motiviert, in die Tiergesundheit zu investieren und weniger Antibiotika einzusetzen.
Das Schweine Plus-Gesundheitsprogramm der beiden Anbieter SUISAG und qualiporc ist eine Weiterentwicklung der Basisprogramme der beiden Gesundheitsdienste. Ziel des Plus-Programms ist die Optimierung und Senkung des Antibiotikaeinsatzes unter Berücksichtigung der Leistungsentwicklung. Im speziell entwickelten elektronischen Behandlungsjournal (EBJ) erfassen die Produzenten sämtliche Behandlungen in ihrem Bestand. Mit einer App zum EBJ können Behandlungen auch ohne Internetzugang erfasst werden.
Bereits machen rund 35 Prozent der Schweineproduktionsbetriebe im Plus-Programm mit. Auf den 1. April 2021 wird die Teilnahme am Schweine Plus-Gesundheitsprogramm verbindlich in die Richtlinien von QM-Schweizer Fleisch aufgenommen. Bis zu diesem Zeitpunkt soll eine Flächenabdeckung von 95 Prozent erreicht werden. Erste Auswertungen von über 300'000 Behandlungen zeigen, dass der Einsatz von kritischen Antibiotika in der Schweinehaltung bereits deutlich gesenkt werden konnte. Das EBJ und die periodischen Auswertungen werden – unter Wahrung des Datenschutzes – laufend weiterentwickelt.
Das Projekt wird vom Bundesamt für Landwirtschaft im Rahmen der Verordnung über die Förderung von Qualität und Nachhaltigkeit in der Land- und Ernährungswirtschaft (QuNaV) unterstützt und stellt auch aus Sicht des BLW ein ambitioniertes und zukunftsweisendes Vorhaben dar
Das Forschungsprojekt «Smart Animal Health» hat zum Ziel, eine Vielzahl von Daten über Nutztiere zu sammeln und miteinander zu verknüpfen, um Entwicklungen in der Tierhaltung und Tiergesundheit verfolgen zu können. So wird ein Überblick gewonnen, der es ermöglicht, bei Bedarf Massnahmen zu ergreifen. Die Daten werden sowohl aus amtlichen Kontrollen als auch aus privaten Quellen erhoben. Langfristig ermöglichen diese Indikatoren nicht nur die Erkennung und Förderung einer guten Tierhaltung und die Bestimmung des Gesundheitszustands der Nutztierpopulation, sondern auch die Reduzierung der Anzahl Kontrollen in Betrieben mit vorbildlicher Tierhaltung und die Beurteilung der Wirksamkeit von Massnahmen zur Verbesserung der Tiergesundheit und des Tierwohls.
Der Kanton Freiburg will den Verbrauch von Antibiotika in der Milchproduktion senken. Mit dem Projekt «ReLait» setzt er auf Prävention bei der Euter-, Gebärmutter- und Kälbergesundheit. Die Resultate aus der ersten Projektphase sind vielversprechend. In der ersten Projektphase von 2017-2020 nahmen 48 Landwirtschaftsbetriebe an «ReLait» teil. Aus den drei Bereichen entschieden sich die Landwirte mehrheitlich für die Prävention im Bereich gesunder Euter.
Erste Auswertungen des Projekts zeigen, dass die vorbeugenden Massnahmen greifen – akute und schwere Krankheitsfälle wurden verhindert. Lokale antibiotische Behandlungen reichten in der Regel aus und der Einsatz von Antibiotika, die im gesamten Körper verteilt werden, konnte beträchtlich gesenkt werden.
Eine weitere Erkenntnis aus dem Projekt ist, dass mehr nicht automatisch besser ist. Die Auswahl von mehreren Präventionsmassnahmen führte nicht zwingend zu einer grösseren Antibiotikareduktion. Entscheidender sind die gezielte Auswahl und Umsetzung eines Präventionsmoduls. Ein weiterer wichtiger Erfolgsfaktor für zukünftige Initiativen ist die enge Betreuung und Unterstützung der Landwirtschaftsbetriebe.
Für die zweite Projektphase von 2020 bis 2024 konnten 89 zusätzliche Betriebe gewonnen werden. Diese werden die Präventionsmassnahmen während vier Jahren umsetzen. Zusammen mit den 48 Betrieben der ersten Phase wird es möglich sein, die Präventionsmodule mit der grössten Wirksamkeit zu bestimmen und den Verbrauch von Antibiotika bei der Milchproduktion weiter zu reduzieren.
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Letzte Änderung 06.05.2021
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