Statistiken und Analysen
2023 schwächte sich der landwirtschaftliche Aussenhandel der Schweiz leicht gegenüber dem Vorjahr ab. Er hielt sich aber auf einem ähnlich hohen Niveau wie der bisher unerreichte Höchstwert von 2022. Erstmals seit mindestens 35 Jahren ist die Handelsbilanz für Milchprodukte, Eier und Honig negativ.

Agraraussenhandel
Die landwirtschaftlichen Tariflinien entsprechen denjenigen, die mit der Welthandelsorganisation (WTO) vereinbart wurden. Darunter fallen auch alle Kapitel ab Kapitel 25 des Harmonisierten Systems zur Bezeichnung und Codierung von Waren (World Customs Organization), die sowohl landwirtschaftliche Erzeugnisse als auch Industrieprodukte umfassen. Davon wurden ausschliesslich die landwirtschaftlichen Erzeugnisse berücksichtigt.
Aussenhandel auf hohem Niveau
Im Jahr 2023 gingen sowohl die Exporte als auch die Importe leicht zurück. Die Werte für beide Handelsrichtungen liegen jedoch nahe dem Rekordhoch von 2022. Die Agrarexporte beliefen sich auf 10,48 Milliarden Franken, sprich 4 Prozent der Gesamtexporte. Dies entspricht einer Differenz von 4,33 Milliarden Franken gegenüber den Importen. Die Agrarimporte beliefen sich auf 14,81 Milliarden Franken oder 7 Prozent der Gesamtimporte.
Die Agrarhandelsbilanz verschlechterte sich 2023 gegenüber 2022 um 1,3 Prozent. Grund dafür ist der Rückgang der Exporte um 2,8 Prozent, der höher ausfiel als der Rückgang der Importe (‒1,6 %). Damit liegt die Agrarhandelsbilanz 2023 im Durchschnittsbereich der Jahre 2000‒2004.
Der Rückgang der Exporte (‒304 Mio. Fr.) im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr ist insbesondere auf Getränke (‒360 Mio. Fr.) sowie auf Gummi, Harze und andere Pflanzensäfte und -auszüge (-58 Mio. Fr.) zurückzuführen. Der Rückgang in diesen Bereichen ist höher als das Wachstum der Exporte, das sich bei Schokolade (+111 Mio. Fr.) und zubereitetem Tierfutter (+41 Mio. Fr.) ergab.
Bei den Importen fiel der Rückgang deutlich schwächer aus (‒247 Mio. Fr.) als bei den Exporten. Besonders stark abgenommen haben Getreide (‒150 Mio. Fr.) und Kaffee (‒125 Mio. Fr.). Dieser Abwärtstrend war höher als der Anstieg der Importe, der bei zubereitetem Tierfutter (+80 Mio. Fr.) zu verzeichnen war. Detaillierte Daten sind in der schweizerischen Aussenhandelsstatistik (AHST) einsehbar. Der grenzübergreifende Einkaufstourismus ist darin nicht berücksichtigt.
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Zwei Drittel des Schweizer Aussenhandels finden mit der Europäischen Union (EU) statt
Die EU27 ist nach wie vor die wichtigste Agrarhandelspartnerin der Schweiz. 2023 betrug der Anteil der Importe aus der EU 74 Prozent, derjenige der Exporte in die EU 50 Prozent. Der Gesamthandel (Import und Export) mit der EU machte 64 Prozent aus.

Besonders hoch waren 2023 die Importe von Rotwein in Flaschen (664 Mio. Fr.) aus der EU. Auf der Exportseite fiel vor allem das Geschäft mit geröstetem Kaffee stark ins Gewicht (1,3 Mrd. Fr.). Deutschland, Frankreich und Italien allein machen zusammen 63 Prozent des Handels mit der EU aus. Die Agrarhandelsbilanz der Schweiz mit diesen Ländern ist (wie mit der EU insgesamt) negativ. Für die Vereinigten Staaten von Amerika, das Vereinigte Königreich und Kanada besteht eine positive Handelsbilanz in Höhe von 1266, 371 respektive 356 Millionen Franken.
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Handelsbilanz für Milchprodukte auf historischem Tiefstand
37 Prozent des landwirtschaftlichen Aussenhandels (Import und Export) der Schweiz entfallen 2023 auf Kaffee, Tabak, Pflanzenauszüge wie Pektin (Kap. 9, 13 und 24 des Harmonisierten Systems zur Bezeichnung und Codierung von Waren) und Getränke wie Wein und Limonade (Kap. 22).
Die Handelsbilanz fällt bei Kaffee, Tabak und Pflanzenauszügen (Kap. 9, 13, 24) mit 2,2 Milliarden Franken besonders hoch aus. Im Gegensatz dazu weisen Lebensmittelzubereitungen, darunter Schokolade (Kap. 18, 21), einen sechsmal geringeren Exportüberschuss (366 Mio. Fr.) auf. Besonders negativ ist die Handelsbilanz demgegenüber bei Obst, Gemüse und lebenden Pflanzen (Kap. 6, 7, 8 und 20) (‒3.3 Mrd. Fr.), bei Getreide und Getreideprodukten (Kap. 10, 11, 19) (‒745 Mio. Fr.) sowie bei Fleisch und Fleischprodukten (Kap. 2, 16) (‒726 Mio. Fr.).
Die Handelsbilanz für Milchprodukte, Eier und Honig (Kap. 4) fällt erstmals seit mindestens 35 Jahren negativ (‒51 Mio. Fr.) aus. Dies ist auf die Handelsbilanz für Milchprodukte zurückzuführen, die zwar nach wie vor positiv ist, aber auf einem historischen Tiefstand angelangt ist (97 Mio. Fr.). In den Jahren 1990‒1992 war sie noch dreimal so hoch (319 Mio. Fr.).
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Veredelungsverkehr
Der Veredelungsverkehr ist ein wesentlicher Bestandteil des landwirtschaftlichen Aussenhandels der Schweiz.
Der aktive Veredelungsverkehr umfasst die vorübergehende Einfuhr von ausländischen Waren zur Be- oder Verarbeitung in der Schweiz und ihre anschliessende Wiederausfuhr. Im Jahr 2023 importierte die Schweiz im Rahmen des regulären aktiven Veredelungsverkehrs landwirtschaftliche Produkte im Wert von 244 Millionen Franken, was 2 Prozent der gesamten Schweizer Agrarimporte (14,8 Mrd. Fr.) entspricht. Dies sind 56 Prozent mehr als im Jahr 2002. Es handelt sich hierbei hauptsächlich um Zucker (ausgenommen Saccharose), Rindfleisch ohne Knochen für die Herstellung von Bündnderfleisch, pflanzliche Fette und Öle, Molke, Butter und andere Milchfette sowie Milchpulver. Im selben Jahr reexportierte die Schweiz im Rahmen dieser Art von Veredelungsverkehr Agrarprodukte im Wert von 2,37 Milliarden Franken, was 23 Prozent ihrer gesamten Agrarexporte (10,5 Mrd. Fr.) entspricht. Dies sind 111 Prozent mehr als im Jahr 2002. Es handelt sich hierbei hauptsächlich um Limonade, Zubereitungen für die Ernährung von Kindern, Schokolade, Zigaretten, andere Lebensmittelzubereitungen, gefüllte Teigwaren, Riechstoffe und getrocknetes Rindfleisch. Zu diesen Handelszahlen des regulären aktiven Veredelungsverkehrs kommen noch diejenigen des besonderen Verfahrens hinzu.

Der passive Veredelungsverkehr umfasst die Be- oder Verarbeitung von Waren inländischen Ursprungs ausserhalb der Schweiz und ihre anschliessende Wiedereinfuhr. Diese Warenströme fallen weniger ins Gewicht als die des aktiven Veredelungsverkehrs. Im Jahr 2023 wurden in der Schweiz im Rahmen des passiven Veredelungsverkehrs landwirtschaftliche Exporte in der Höhe von 32 Millionen Franken abgewickelt; dies entspricht 0,3 Prozent der gesamten Agrarexporte der Schweiz. Dies sind 76 Prozent mehr als im Jahr 2002. Die wichtigsten betroffenen Produkte sind Weizenmehl, eingedickter Milchrahm, Kartoffeln, Geflügel- und Schweinefleisch sowie Hartweizengriess. Die Wiedereinfuhren 2023 im Rahmen des passiven Veredelungsverkehrs beliefen sich auf 71 Millionen Franken, was 0,5 Prozent der gesamten schweizerischen Agrareinfuhren entspricht. Dies entspricht einem Anstieg von 182 Prozent gegenüber 2002. Der grösste Anteil entfiel dabei auf Backwaren, Kartoffeln in Form von Chips oder Pommes frites, Fleischzubereitungen und -konserven, Milchrahm, zubereitetes Gemüse, Zigarren und Teigwaren.
Importe und Zollansätze
Im Jahr 2023 wurden 48 Prozent der Schweizer Agrarimporte zollfrei eingeführt, dies in erster Linie auf Basis des Präferenzzollansatzes gegenüber der EU, des Nullzollansatzes gegenüber sämtlichen Mitgliedern der Welthandelsorganisation (WTO) oder im Rahmen von Zollerleichterungen für besondere Verwendungszwecke von Importware. Ferner wurde die Zollfreiheit im Rahmen von Freihandelsabkommen mit Drittländern, zugunsten von Entwicklungsländern und für den Veredelungsverkehr gewährt. Der gewichtete durchschnittliche Bruttozollansatz belief sich für die Gesamtheit der importierten Agrarprodukte auf 4 Prozent des Importwerts. Dieser relativ tiefe Durchschnittsansatz erklärt sich unter anderem dadurch, dass Waren auch zum Kontingentszollansatz, der definitionsgemäss niedriger ist als der Ausserkontingentszollansatz, eingeführt werden können.
