Die Schweizerische Strategie Antibiotikaresistenzen (StAR) wurde vom Bund unter Einbezug der relevanten Akteure erarbeitet und vom Bundesrat Ende 2015 verabschiedet. Der Einbezug der Tierärzte sowie der landwirtschaftlichen Branchen motivierte diese aktiv zu werden und eigene Initiativen umzusetzen. Damals wurde diskutiert, dass die Tierärztin oder der Tierarzt nicht nur zur Behandlung kranker Tieren gerufen wird, sondern dass eine neue Zusammenarbeit zwischen Tierarzt und Bauer langfristig mehr bringen würde. Eine Umfrage zeigte auf, dass eine Mehrheit der Bauern erwartete, dass die Tierärztin oder der Tierarzt die Tierhalter auf Gesundheitsprobleme im Bestand aufmerksam machen sollte. Umkehrt gingen die Tierärztinnen und Tierärzte davon aus, dass der Tierhalter sie auf Gesundheitsprobleme hinweist. Die Bestandesbetreuung entspräche dieser neuen Zusammenarbeit.
Die Verkaufszahlen der Antibiotika sind in den letzten 10 Jahren um etwas mehr als 50% zurückgegangen. Der Schluss, dass einzig die neue Zusammenarbeit zwischen Bauer und Tierarzt mittels Bestandesbetreuung zu diesem Ergebnis geführt hat, wäre aber falsch. Ein Teil dieses Erfolgs ist auf die sachgemässe Anwendung der Antibiotika durch die Tierärzte zurückzuführen sowie auf die rechtlichen Einschränkungen zur Abgabe von Antibiotika an den Tierhalter auf Vorrat. Die relevanten Akteure der tierischen Produktion in der Landwirtschaft sind daran, mit finanzieller Unterstützung des Bundesamtes für Landwirtschaft spezifische Programme im Bereich der Schweinemast, der Kälber- und Rindermast sowie bei der Milchproduktion umzusetzen. Das Gemeinsame all dieser Initiativen ist die Bestandesbetreuung, um die Tiergesundheit auf den Betrieben zu verbessern und um rentabler zu produzieren. Denn nur gesunde Tiere erbringen eine optimale Leistung. Die Bauern zur Teilnahme an solchen freiwilligen Programmen zu motivieren, ist schwierig, die Beteiligung an solchen Programmen liegt denn auch hinter den Erwartungen zurück. Dies ist ein Hinweis, dass sich die neue Zusammenarbeit zwischen Tierarzt und Tierhalter noch nicht etabliert hat. Die Gewohnheit des Tierhalters sofortige Hilfe für kranke Tiere in Anspruch zu nehmen, zeigt sich auch am Erfolg des komplementärmedizinischen Tierheilangebots durch Kometian. Die Evaluation von StAR gibt Hinweise, dass mangelnde Ressourcen des Tierhalters ein Hindernis zur Durchsetzung der Bestandesbetreuung sind. Dies auch, weil Tierhalter den Zahlen nicht trauen, dass die Bestandesbetreuung die tierische Produktion effizienter und rentabler macht. Notwendige und empfohlene Investitionen in die Tiergesundheit sowie Massnahmen, die viel Zeit beanspruchen, werden in der Regel zögerlich, wenn überhaupt, umgesetzt. Mit der Agrarpolitik 22+ soll deshalb die Tiergesundheit durch finanzielle Anreize gestärkt werden.