Nachhaltige Ernährungssysteme
Der Bund setzt sich ein, die Transformation hin zu nachhaltigen Ernährungssystemen im In- und Ausland voranzutreiben. Das BLW engagiert sich, diese Transformation international aktiv zu begleiten und mitzugestalten. Auf dieser Seite finden Sie Informationen zu den Hauptthemen die international verfolgt werden.

Definition Ernährungssysteme
Ein Ernährungssystem umfasst alle Aktivitäten entlang der Wertschöpfungskette von Nahrungsmitteln – einschliesslich deren Verzehr und Entsorgung – und damit in Verbindung stehende Elemente (z. B. Infrastruktur, Marketing) sowie deren Wirkungen, einschliesslich auf Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft.
Die sozialen, gesundheitlichen, ökologischen und wirtschaftlichen Komponenten im Ernährungssystem stehen in vielfältigen Beziehungen zueinander, werden aber oft isoliert voneinander behandelt. Ganzheitlichere und kohärente Massnahmen sind nötig, die diesem Umstand Rechnung tragen. Dabei gilt es, Zielkonflikte und Synergien zu erkennen und unter Miteinbezug aller relevanten Akteurinnen und Akteure, den sogenannten Stakeholdern, anzugehen.
Nachhaltige Nutztierhaltung
Die nachhaltige Nutztierhaltung umfasst den tiergerechten und umweltschonenden Umgang mit Tieren, die an Land leben und für die Landwirtschaft genutzt werden. Sie ist integraler Bestandteil eines nachhaltigen Ernährungssystems und ist für die weltweite Ernährungssicherheit und für eine ausgewogene Ernährung von grosser Bedeutung. Eine nicht nachhaltige Nutztierhaltung ist ein wichtiger Faktor für negative Umweltwirkungen, wie Treibhausgasemissionen, Abholzung von Wäldern oder Erosion. Global sind erhebliche Anstrengungen nötig, um den Sektor insgesamt nachhaltig zu machen.
Das BLW setzt sich in multilateralen Organisationen, insbesondere in der Food and Agriculture Organization (FAO), und in verschiedenen Multistakeholder Partnerschaften wie der Global Agenda for Sustainable Livestock (GASL) und der Livestock Environmental Assessment and Performance Partnership (LEAP) für eine nachhaltige Entwicklung des Nutztiersektors ein, die sowohl dessen Potenzial als Teil der Antwort auf die globalen Herausforderungen stärkt, als auch dessen bestehende Probleme angeht.
Auf den Seiten «Tierzucht» und «Nutztiere in der Schweiz» erfahren Sie mehr über die Nutztierhaltung in der Schweiz.
Agrarökologie
Agrarökologie bezeichnet eine ganzheitliche, systemorientierte und wissenschaftsbasierte Landwirtschaft, die sich an sozialen, kulturellen, politischen, ökonomischen und ökologischen Prinzipien orientiert. Dabei bezieht sie insbesondere auch die bäuerlichen Erfahrungen im haushälterischen Umgang mit natürlichen Produktionsgrundlagen ein. Gemeinsames Lernen und der Austausch von Wissen stehen im Zentrum. Agrarökologie schliesst soziale Veränderungen ein. Dazu gehören lokale und innovative Vermarktungsmodelle, die Produzenten und Produzentinnen, Verarbeiter und Verarbeiterinnen und die Konsumentenschaft näher zusammenbringen. International wird Agrarökologie mittels 13 Prinzipien und 10 Elemente charakterisiert.
Der Bundesrat betrachtet die Agrarökologie als einen entscheidenden Ansatz für die Erreichung der Transformation hin zu nachhaltigeren Ernährungssystemen und hat die agrarökologischen Prinzipien bei seinen Vorschlägen für die Weiterentwicklung der Agrarpolitik berücksichtigt.
Die Schweiz setzt sich auf multilateraler Ebene über seine Mitgliedschaften in verschiedenen multilateralen Organisationen für eine stärkere Berücksichtigung der Agrarökologie. In der Koalition für Agrarökologie (Agroecology Coalition), die im Rahmen des Welternährungsgipfel (United Nations Food Systems Coordination Hub) gegründet wurde, vertritt die Schweiz die Region Europa im Lenkungsausschuss und hat derzeit den Co-Vorsitz inne. Die agrarökologischen Prinzipien werden in verschiedenen Bundes- und amtsübergreifenden Strategien (Strategie Nachhaltige Entwicklung 2030 und Klimastrategie für Ernährung und Landwirtschaft 2050), sowie im Postulatsbericht zur zukünftigen Ausrichtung der Agrarpolitik 2030 berücksichtigt.
Nachhaltige Ernährung
International rückt die Thematik der nachhaltigen Ernährung stärker in den Fokus schwieriger Diskussionen. Dabei handelt es sich um eine Ernährung, die einerseits die menschliche Gesundheit fördert und andererseits aus nachhaltig produzierten Lebensmitteln besteht, die einen gesellschaftlichen und kulturellen Wert haben und über ihren gesamten Lebenszyklus eine möglichst gute Klima- und Umweltbilanz aufweisen.
Im Sinne eines Ernährungssystemansatzes fördert das BLW in internationalen Prozessen normative Arbeiten und Rahmenbedingungen, die:
- die Produktion gezielt auf einen nachhaltigen und gesunden Konsum ausrichten,
- Ernährungsumgebungen schaffen, die nachhaltigen Kaufentscheiden sowie Essgewohnheiten förderlich sind,
- die Bevölkerung für die Vorteile einer nachhaltigen Ernährung sensibilisiert, und
- nachhaltige Ernährung gleichzeitig für Produzierende wirtschaftlich und für Konsumierende erschwinglich macht.
Das BLW engagiert sich insbesondere im Rahmen des Folgeprozesses des UNO-Ernährungssystemgipfels und von Multistakeholder-Initiativen wie dem One Planet Network Sustainable Food Systems Programme.
Das Auf der Webseite des Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) erfahren Sie mehr zum Thema «Ernährung» in der Schweiz.
Kostenwahrheit
Für eine nachhaltige Ausrichtung der Ernährungssysteme müssen die ökologischen und sozialen Kosten der Ernährungssysteme reduziert werden. Diese Kosten sind grösstenteils versteckt und werden in Entscheidungen nicht berücksichtig. Gleichzeitig wird der Nutzen nicht ausreichend gewürdigt. Eine beschränkte Markttransparenz und mangelnde Berücksichtigung der versteckten Kosten setzen falsche Anreize und hemmen nachhaltige Konsum- und Produktionsentscheide. Neben der Integration der externen Kosten und der Verbesserung der Markttransparenz, ist auch die Ausrichtung der Agrarförderung auf die Abgeltung von Leistungen zuhanden der Gesellschaft ein wichtiger Hebel zur Verbesserung der Kostenwahrheit.
In Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen fördert das BLW Arbeiten, um die versteckten Kosten des Ernährungssystems zu quantifizieren und sichtbar zu machen. Diese Arbeiten können dazu beitragen wichtige Ansatzpunkte für eine Transformation der Ernährungssysteme hin zu mehr Nachhaltigkeit zu identifizieren. Dabei ist es auch wichtig, der Nutzen der Ernährungssysteme zu berücksichtigen. Gleichzeitig unterstütz das BLW Arbeiten und Methoden, die es ermöglichen, die Umweltauswirkungen der Agrarförderung differenziert zu betrachten, um Anreize besser auf die Nachhaltigkeitsziele auszurichten.
Biodiversität
Der Biodiversitätsverlust ist neben dem Klimawandel und der Umweltverschmutzung eine der dreifachen planetarischen Krisen. Eine vielfältige und resiliente Biodiversität ist für nachhaltige Ernährungssysteme eine zentrale Voraussetzung. Gleichzeitig haben die Ernährungssysteme grossen Einfluss auf den Zustand der Biodiversität. Sie sind sowohl Teil des Problems (Änderungen der Landnutzung, Verschmutzung, Rückgang der Saatgutvielfalt usw.) wie auch Teil der Lösung.
Das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) engagiert sich international für den Erhalt und die nachhaltige Nutzung der Biodiversität für die Landwirtschaft und Ernährung. Insbesondere engagiert es sich für:
- die Verringerung des Drucks der Landwirtschaft auf die gesamte biologische Vielfalt;
- die Anerkennung des Beitrags einer nachhaltigen Landwirtschaft und deren Ökosystemdienstleistungen;
- die Vielfalt der genetischen Ressourcen für Landwirtschaft und Ernährung, zum Beispiel im Rahmen des Internationalen Vertrags über pflanzengenetische Ressourcen für Ernährung und Landwirtschaft (ITPGRFA) und der FAO Kommission für Genetische Ressourcen (CGRFA);
- die Integration von Biodiversität in die Arbeiten der relevanten internationalen Organisationen und in die Umsetzung von relevanten Übereinkommen und Strategien, insbesondere des Kunming-Montreal globalen Biodiversitätsübereinkommens.
Auf der Seite «Biodiversität» erfahren Sie mehr zu diesem Thema in der Schweiz.
Klima
Die Ernährungssysteme sind ein wichtiger Treiber des Klimawandels; sie sind für rund 30% der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Gleichzeitig sind die Landwirtschaft und Ernährungssysteme von den Folgen des Klimawandels bereits heute besonders stark betroffen, wodurch auch die globale Ernährungssicherheit beeinträchtigt wird.
Das BLW beteiligt sich an internationalen Prozessen wie der Umsetzung der Klimarahmenkonvention (United Nations Framework Convention on Climate Change (UNFCCC)) und des Übereinkommens von Paris. Das BLW setzt sich dafür ein, dass die Notwendigkeit einer Transformation der Ernährungssysteme hin zu mehr Nachhaltigkeit für die Erreichung der Klimaziele anerkannt wird und die nötigen Massnahmen ergriffen werden. Wege für nachhaltigere und resiliente Ernährungssysteme sollen Teil der Lösung sein und gleichzeitig die Ernährungssicherheit stärken. Um dies zu erreichen, braucht es ganzheitliche und kohärente Strategien. Die Anpassung an den Klimawandel und die Reduktion der Treibhausgasemissionen müssen dabei Hand in Hand gehen.
Auf der Seite «Landwirtschaft im Klimawandel» erfahren Sie mehr zu diesem Thema in der Schweiz.
Wasser
Die Landwirtschaft und die Ernährungssysteme hängen von der Verfügbarkeit und der Qualität von Wasser ab. Gleichzeitig ist insbesondere die Landwirtschaft global gesehen die grösste Süsswasserverbraucherin und belastet die Wasserqualität durch Einträge von Nährstoffen und Pflanzenschutzmitteln. Wasserknappheit und zu viel Wasser stellen bereits heute eine der grossen Herausforderungen für die Landwirtschaft und damit auch die Ernährungssysteme dar. Diese Situation wird sich mit dem Klimawandel sowohl global wie auch in der Schweiz zuspitzen. Ausserdem werden in der Schweiz ca. 50% der Lebensmittel importiert. Deren Konsum hat einen Einfluss auf die Wasserverfügbarkeit in jenen Regionen der Welt, in denen diese Nahrungsmittel produziert wurden. International wird das Thema Wasserknappheit und Wassermanagement in der Landwirtschaft zwar auf technischer Ebene angegangen, ein relevanter normativer Rahmen fehlt jedoch.
Das BLW setzt sich deshalb auf internationaler Ebene, insbesondere in der FAO, für die Thematisierung und normative Behandlung der nachhaltigen Nutzung und den Schutz von Wasserressourcen zugunsten eines nachhaltigen Ernährungssystems ein. Die Rolle der Landwirtschaft für ein nachhaltiges Wassermanagement soll gestärkt werden. Das BLW ist zudem Teil der von der FAO betriebenen Multistakheolder Partnerschaft, dem Globalen Rahmenwerk zu Wasserknappheit in der Landwirtschaft (WASAG).
Auf der Seite «Wasser in der Landwirtschaft» erfahren Sie mehr zu diesem Thema in der Schweiz.
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